INGO SPRINGENSCHMID | Über Marko Zink. Avantgarde der Fotografie
Marko Zink gehört zur Avantgarde der Fotografie, die dem Titel „Das Ende der Fotografie“ (Kunstforum Bd. 172, 2004) in seiner Wortwörtlichkeit ein Ende insofern abringt, als er sehr konsequent dieses Ende thematisiert. Marko Zink setzt der Bildregie der „inszenierten Fotografie“ eine sehr subjektiv motivierte, fast private Dinglichkeit entgegen, die nicht wie die inszenierten Standbilder in die Mechanismen eines Fotorealismus umgemünzt werden kann, sondern im Gegenteil dem Sujet der nature morte der abendländischen Kunstgeschichte eine poetische Dinglichkeit abringt, die nur für eine begrenzte Zeit den Auslöser dingfest zu machen scheint, das heißt, auch seine Auflösung, seine Entdinglichung beinhaltet. Dieses tätlich Werden setzt er dem Ende der Fotografie entgegen, aber nicht indem er sie dokumentiert, sondern indem er Geschehen gleichsam splittet, in Sätze zerlegt, nicht für Dokumentationszwecke verwendet, sondern um ein Alphabet zu entwickeln. Was abfällt, sich herausschält, sich nicht ordnen läßt, wird benannt und es entsteht etwas wie ein Werkkatalog der Dinge. Nicht sich selbst werden die einzelnen Partikel überlassen, im Gegenteil, sie werden zum Vehikel, um Marko Zink ad personam zu nennen und bleiben vom Stoff abgesondert. In der Dialektik subjektiv-objektiv, wobei das Subjektive zum Objektiven und das Objektive zum Subjekt wird, liegt für mich eine intellektuelle Leistung, die das Genre Fotografie vor neue Herausforderungen stellen könnte.
ADAM BUDAK | Die Mythologie des Alltäglichen
Funkelnd-reflektierende Oberflächen, mit denen wir uns tagtäglich umgeben, sind für Marko Zink von besonderem Interesse, da sie unkonventionelle Projektionsflächen seiner leidenschaftlichen (und narzisstischen) Identitätssuche darstellen, die er noch geheim halten oder als im Aufbau befindlich wissen will.
Dies sind wahrheitsgetreue Einzelbilder unseres Ichs und viel aufrichtigere Wegbegleiter unseres Lebens als die traditionellen Spiegel, die uns so energisch wie banal eine einzige (platte) Version unseres Äußeren vorhalten. Zink will wohl der foucaultschen heterotopischen Eigenschaft des Spiegels als unheimlicher, abwesender, „anderer“ Ort der Täuschung, als Ort der Phantome innerhalb der illusionistischen Leere, weiter auf den Grund gehen. In seinen Werken herrscht eine fast psychotisch paranoide Welt der spiegelhaften Oberflächen vor, die die Realität in einem unermüdlichen Prozess der Reflexion vervielfachen.
Wie besessen sucht und findet Zink diese Oberflächen überall, als versuche er fieberhaft, eine Alternative zu den alten (missbrauchten) Reproduktionsmitteln wie Spiegel und Kameras aller Art aufzusetzen. Solche kleinen Entdeckungen sind voller Poesie, eine Art Privatmythologie des Alltags.
AUSSTELLUNGSANSICHTEN | impart contemporary, Österreich | Galerie Lisi Hämmerle, Österreich | Galerie Michaela Stock, Österreich | Fotogalerie Wien, Österrreich | Akademie der bildenden Künste, Österreich | Kunsthalle Wien, Österreich
AUSSTELLUNGSFOTOS | Luna Weis | Gerd Franz Josef Winkler
PUBLIKATION
→ KATALOG | Blinde Flecken | Luftschacht Verlag (ausverkauft)